03. Dezember 2019
Rückschau Licht-Masterplan ETH Campus

Licht zeichnet die nächtliche Stadtgestalt nach und macht Stadträume sichtbar. Foto: Milo Keller
Vor genau zehn Jahren haben die Lichtplaner von nachtaktiv mit der Umsetzung des «Masterplans Beleuchtung Aussenraum» für den ETH-Campus Hönggerberg begonnen. An einer Tagung haben Experten zurückgeblickt.
Dieser Artikel erschien am 3. Dezember 2019 auf hochparterre.ch
Publiziert mit Genehmigung der Redaktion.
Vor genau zehn Jahren haben die Lichtplaner von nachtaktiv mit der Umsetzung des «Masterplans Beleuchtung Aussenraum» für den ETH-Campus Hönggerberg begonnen. Den Wettbewerb dafür haben sie 2008 gewonnen. Ihr Entwurf basiert auf dem städtebaulichen Masterplan Science City von KCAP Architects & Planners aus dem Jahr 2005, der den Weg des Campus zu einem Stadtquartier skizzierte. Seither ist viel passiert, etwa dass der «Masterplan Science City» vom «Masterplan Hönggerberg 2040» von EM2N Architekten mit Schmid Landschaftsarchitekten abgelöst wurde. Der versteht den Campus weniger als Stadtquartier denn als Insel in der Landschaft. Überdauert hat den Paradigmawechsel der Licht-Masterplan, den nachtaktiv seit nunmehr zehn Jahren Schritt für Schritt umsetzt.

Dr. David Müller, ETH Services: Der Campus Hönggerberg der ETH Zürich

Anouk Kuitenbrouwer, KCAP: Der Masterplan Architektur & Aussenraum

Dr. Joëlle Zimmerli, Soziologin, Zimraum: Wenn öffentliche Räume nachts zum Leben erwachen

Ulrike Brandi: Wem gehört die Dunkelheit?

Reto Marty: Der Masterplan Beleuchtung Aussenraum
Für eine Tagung Ende November hat das Büro einen Experten und drei Expertinnen auf den Campus eingeladen, das Thema mehrseitig zu beleuchten. David Müller von den ETH Services skizzierte das eindrückliche Flächenwachstum und damit auch die Relevanz eines Licht-Masterplans. Bis 2040 soll die Nutzfläche auf dem Campus von 1.2 Mio. auf 1.9. Mio. Quadratmeter anwachsen, so Müller. Die Architektin Anouk Kuitenbrouwer von KCAP präsentierte den Entwurf des Büros aus dem Jahr 2005 und musste eingestehen, dass viele Ideen, wie etwa eine Tramlinie auf den Hönggerberg, nicht umgesetzt wurden. Die Lichtplanerin Ulrike Brandi, damals Jurymitglied des Licht-Masterplanwettbewerbs, fragte sich, wem die Dunkelheit gehört und plädierte dafür, nicht grossflächig, sondern vielmehr ausgesucht sowie nicht nur Wege, sondern vermehrt auch Räume zu beleuchten. Die Soziologin Joëlle Zimmerli sprach zum Schluss über den Zusammenhang von Licht und Gesellschaft und zeigte auf, dass zwischen Lichtmenge und Kriminalitätsrate keine indeutigen Zusammenhänge hergestellt werden konnten.
Beim anschliessenden Rundgang über den Campus zeigte nachaktiv wo ihre vier Themen «Urbanität», «Wegvernetzung», «Höfe und Gärten» und «Übergang Landschaft» schon umgesetzt wurden. Das Fazit: Die speziell entwickelte Leuchtenfamilie hat auch die wildesten Studenten-Sommernächte schadlos überstanden, über 70 Prozent Energie wurde mit weniger Licht aber auch effizienteren Leuchten eingespart und kaum mehr Licht verpufft in den Nachthimmel, was vor allem die Zugvögel freut. Der Licht-Masterplan wurde just zum zehnten Geburtstag mit dem German Design Award 2020 ausgezeichnet.

Seminar-Fotos: nachtaktiv
ETH Masterplan Beleuchtung Aussenraum
Das Video, das Raumgleiter im Auftrag von nachaktiv gedreht hat, zeigt schön, wie Licht die nächtliche Stadtgestalt sichtbar machen und nachzeichnen kann.
